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Ovacik

Ovacik

17 Nisan 2009 Cuma

Um mich selbst fürchte ich mich nicht…


Kurdistan Report, Anja Hotopp, Nr. 112, Februar 2004

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Ein Videoclip erhitzt derzeit die Gemüter

Ein Videoclip erhitzt derzeit die Gemüter der türkischen Medienwelt. Der Clip zeigt ein Dorf, die einen Heimkehrer feiert. Das gesamte Dorf tanzt und singt. Es geht um Liebe zu einem Mädchen und Liebe zur Heimat. Genau das stellt nun auch das Problem dar. Die Heimat ist Kurdistan und das Lied singt der wohl bekannteste OÅNzgün-Musiker Ferhat Tunç und zwar auf kurdisch. Fest steht, dass in dem Clip von Umur Hozatlı und mit dem Text von Tunç keine politischen Inhalte transportiert werden. Grund genug eine mediale Hetzkampagne gegen den Musiker zu starten, scheint einzig und allein die Tatsache zu sein, dass er diesen Song in kurdischer Sprache singt. Erstmals ausgestrahlt wurde das Video bei CNN Türk durch den Journalisten Mehmet Ali Birand. Richtig verärgert zeigte sich der Präsident des Rundfunk-Kontroll-Rates Fatih Karaca. Eine Veröffentlichung hätte ohne seine Zustimmung nicht stattfinden dürfen, so Karaca. Um über das Thema zu diskutieren, lud Birand den Präsidenten des Rundfunk-Kontroll-Rates zusammen mit dem Musiker Ferhat Tunç in die Sendung ,,Schlagzeile“ ein. Es sollte ein Versuch sein, den Streit über kurdische Veröffentlichungen beizulegen. Doch führte die Sendung nicht zum erwünschten Ziel, sondern Karaca zeigte sich noch verärgerter: ,,Ich wusste nichts über die Zusammenstellung der Sendung, weiterhin waren mir auch nicht die Namen der anderen Gäste bekannt. Ich sollte in eine Falle treten. Ihre Auffassung von Öffentlichkeitsarbeit teile ich nicht.“


Mit der Ausstrahlung des Videos habe sich Birand eines schweren Vergehens schuldig gemacht. Ohne vorherige Erlaubnis des Kontroll-Rates hätte es keine Sendung des Clips geben dürfen, so Karaca. Dieser Clip ließe sich mit der Mentalität der türkischen Bevölkerung nicht vereinbaren und auf Grund dessen dürfte es auch keine Sendeerlaubnis geben. Karaca stellt klar, dass er

diesem Clip, der ohne Zustimmung in die Öffentlichkeit geriet, keinesfalls den Rücken stärken möchte. Die heftigen Anschuldigungen wies Birand von sich. Es läge CNN Türk fern Karaca öffentlich in eine Falle tappen zu lassen.


Die Bestimmungen nach denen Ausstrahlungen erlaubt oder verboten würden, seien eindeutig.

Die Reihenfolge lautet erst Antrag dann Erlaubnis. So erklärt Karaca die Prozedur, die zu durchlaufen sei, folgendermaßen: Die Sender stellen Anträge auf Veröffentlichen von kurdischen Videoclips mit türkischen Untertiteln. Der Oberste Rat der Kontrollstelle prüft diese, laut Aussagen Karacas erfolge eine schnelle Bearbeitung und Bewertung, die gewissenhaft und pedantisch sei. Birand wollte auf diesem Wege einen Versuch starten, politische Ziele auch praktisch zu unterstützen. ,,In der Türkei hat ein neues Zeitalter begonnen. Die Atmosphäre im Land entspannt sich und wir können dazu beitragen, Frieden im Land zu erreichen“, so Birand. Die kurdische Sprache ist nicht mehr verboten in der Türkei. Darum sei davon auszugehen, dass auch kurdische Lieder im Fernsehen öffentlich gemacht werden könnten, auf dem Audio-Markt ist dies ja längst gang und gäbe. Doch auch nach der Gesetzesvorlage, die Kurse für traditionell in der Türkei gesprochene Sprachen und Dialekte, erlaubt, ergaben sich nun neue Hindernisse.


So sieht sich das Bildungsministerium, das die Kursprogramme begutachten muss, außerstande kurdische Texte zu bewerten. Jetzt habe man die Universitäten um Hilfe gebeten. Doch an Universitäten werden weder Spezialisten für Kurdisch ausgebildet, noch ist bisher eine einzige Fakultät für kurdische Philologie eröffnet worden. Lediglich drei private Sprachschulen für

Kurdisch sind nach der Überwindung vieler bürokratischer Hindernisse und langer Wartezeit bisher in der Türkei eröffnet worden, an staatlichen Bildungseinrichtungen ist Kurdisch weiterhin verboten. Seitdem der Volksmusikstar der Türkei schlechthin Ibrahim Tatlises, ebenfalls Kurde, in seinem eigenen TV-Kanal ein Lied auf Kurdisch sang, waren die Wellen hoch geschlagen, das Video „Niyo“ von Ferhat Tunç setzte dem Ganzen die Krone auf. Um diesen „Schildbürger“-Zustand zu diskutieren waren die Gäste in die Sendung geladen worden. Ergebnis war eine große Diskussion in den großen Zeitungen der Türkei, von Milliyet bis OÅNzgür Gündem sowie von den Idealistenvereinen, in Deutschland auch als die Grauen Wölfe bekannt, wüste Drohungen. „Wir hängen ihn auf“ hieß es auf Kundgebungen gegen die Künstler Tatlises und Tunç. Letzterer schrieb dazu in einem, auch in deutschland erschienen Artikel: „Um mich selbst fürchte ich mich nicht.(…) Ich sorge mich um unser Land und unser Volk, dessen Dialog für Frieden und Demokratie verletzt wurde.“

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