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Ovacik

Ovacik

17 Nisan 2009 Cuma

Künstler gegen den Krieg: Wegen »Guten Tag« in den Knast?


junge welt, Anja Hotopp, 31.7.03


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Im Internet unter URL: http://www.jungewelt.de/2003/07-31/017.php



Ferhat Tunc ist einer der berühmtesten Liedermacher in der Türkei. Im August droht ihm ein Prozeß wegen Unterstützung der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK)

F: Sie sind Mitte Juni verhaftet worden, weil Sie auf einem Konzert angeblich die PKK begrüsst haben?

Die PKK existiert unter dem Namen gar nicht mehr. Es war ein Vorwand, der an den Haaren herbeigezogen war, und diente der Machtdemonstration. Es war das erste Konzert nach 20 Jahren in Dogubeyazit am Ararat. Mehr als 40000 Besucher waren gekommen, darunter auch viele Medienvertreter. Ich begann mein Konzert mit dem Lied »Merhaba« (Guten Tag), und anschließend warb ich für Frieden, Gerechtigkeit und Brüderlichkeit und sagte »merhaba tekrardan« (nochmals guten Tag). Anwesende Angehörige der Sicherheitsdienste hatten sich schlicht verhört und behauptet, ich hätte »Merhaba PKKlilar« gesagt. Übrigens wurde ich erst acht Tage nach einem anderen Konzert in der Nähe von Bodrum verhaftet.


F: Auch wenn Sie mittlerweile aus der Haft entlassen wurden, soll am 12. August gegen Sie ein Verfahren vor dem Staatssicherheitsgericht eröffnet werden?

Das ist ein Justiz-Skandal, denn eigentlich dürfte es kein Verfahren geben. Mittlerweile ist klar, daß es keine Anhaltspunkte für die Anklage laut Artikel 169 – Unterstützung einer verbotenen Organisation – gibt. Angebliche Beweismittel sind verschwunden. Mitgeschnittene Videobänder zeigen, daß ich nicht die PKK begrüsst habe. Davon wollte das Staatssicherheitsgericht bisher jedoch nichts wissen. Zur Eröffnung des Verfahrens werden zahlreiche nationale und internationale Berichterstatter erwartet. Schon jetzt haben sich jene Kräfte, die der Demokratisierung in der Türkei große Steine in den Weg legen, selbst ein Bein gestellt.


F: Fürchten Sie, daß sich das Schicksal des legendären Sängers Ahmet Kayas, der nach ähnlichen Vorfällen ins französische Exil emigrierte und dort starb, ohne seine Heimat noch einmal besucht zu haben, bei Ihnen wiederholt?

Nein, davor habe ich keine Angst. Die Zeiten haben sich geändert. Es ist zwar ein noch immer angewandtes Mittel, mit der Angst der Bevölkerung Politik zu betreiben, doch läßt sich Demokratisierung nicht dauerhaft aufhalten. Ich werde nicht ins Exil gehen.


F: Die türkische Regierung verfährt immer noch nach den alten Praktiken, will aber unbedingt in die Europäische Union. Unter welchen Bedingungen würden Sie einem EU-Beitritt zustimmen?

Ich hoffe sehr, daß die Türkei in die EU aufgenommen wird. Politische Änderungen sind von den derzeitigen Regierungen nicht zu erwarten. Doch durch die Annäherung an Europa gelten auch in der EU beschlossene Grundrechte, die auf jeden Fall zur Besserung der Situation im Land beitragen könnten.


F: Es gibt die Forderung nach einer Generalamnestie für die etwa 10000 politische Gefangenen. Unterstützen Sie diese?

Auf jeden Fall. Die sogenannte kurdische Frage muß geklärt werden. Eine Generalamnestie würde den Willen der Regierung zeigen, das Problem zu klären und endlich nach Frieden zu streben. Es wäre ein großer Schritt für die Demokratisierung in der Türkei. Ein Reuegesetz, wie es die Regierung vorschlägt und das Parlament nun beschlossen hat, ist nicht ausreichend.


F: Hat sich die Situation für kurdische Künstler nach Aufhebung des Sprachverbotes gebessert?

Auf jeden Fall. Sie können nun in ihrer Muttersprache singen oder Filme drehen. Es gibt kurdische Kassetten überall zu kaufen und kurdische Filme gewinnen viele Preise, national und international.

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