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Ovacik

Ovacik

17 Nisan 2009 Cuma

Ferhat Tunç: Ich bestehe darauf


Nûçe, ISKU Hamburg, Nr. 121, 5.9.03, S.2

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Im Internet unter URL: http:// http://www.nadir.org/nadir/initiativ/isku/nuce/NUCE121-0905.pdf


“Frieden” sage ich, “Brüderlichkeit” sage ich – dafür singe ich meine Lieder, dafür setze ich

meine Persönlichkeit ein und wiederhole von neuem: Ich möchte Frieden, ich möchte

Brüderlichkeıt, ich möchte Freundschaft...


Darauf bestehe ich. Und wenn die finsteren Kräfte in Krieg und Blutvergiessen verharren, so bestehe ich Millionen mal und mehr darauf. An den leeren Gesetzespaketen des Staates, die nicht in die Praxis umgesetzt werden, an den unglaubwürdigen und bedeutungslosen “Reuegesetzen” wird festgehalten, deshalb bestehe ich Millionen mal und mehr darauf: lasst ab von dieser Paket- Demokratisierung! Lasst ab von diesen Reuegesetzen! Sofort! Denn: Was haben die “Paketbeschlüsse” der Türkei gebracht, wie nützlich und brauchbar waren diese? Gab es nicht seit Beginn der 90er eine Unzahl an “Ökonomieentwicklungs-“,

“Angleichungs-“ und “Südost-Entwicklungspaketen”; waren da nicht ungezählte “Reuegesetze”? Was hat es unserer Gesellschaft gebracht? Welchen Wohlstand, welchen Frieden hat es der Türkei gebracht? Diese unglaublichen unlogischen und absurden Passionen des Staates beschämen indirekt auch mich. Wie zuträglich diesen dunklen Kräften diese scheindemokratischen Beschlüsse sind, wie sie dem Zentrum der Dunkelheit gut tun, weiß ich so gut wie alle. Deshalb protestiere ich gegen diesen Staat, deshalb werde ich weiter vor solchen Machenschaften warnen. Aus diesen Gründen bin ich heute in Diyarbakir…


Am 1. September, dem Weltfriedenstag, in Diyarbakir zu sein und dort vor Hunderttausenden ein Konzert zu geben, ist ein wichtiger Schritt, um der Brüderlichkeit und dem Frieden in der Türkei Unterstützung anzutragen. Diese Unterstützung geben zu dürfen und dieser Richtung etwas unternehmen zu können, erfüllt mich Stolz. Und mit diesem Stolz empfehle ich mich dem Staat und denen an der Seite des Krieges. Diese Empfindungen genießen, heißt eigentlich den Unterschied zu spüren zu deren Auffassung von Leben und wird dies offenbar werden lassen. Und im Besonderen diese Art von Leben am Weltfriedenstag zu protegieren, wird diesen Tag noch bedeutungsvoller machen. Das werden sie spüren…


Ja, heute ist der erste September – Weltfriedenstag.

Und es ist schwer für mich, den gesellschaftlichen und historischen Sinn dieses Tages darzustellen. Dem genügt meine Auffassungsgabe nicht… Denn wie viele solcher „Friedenstage“ aber auch wie viele Tage des Krieges, des Hungers und des Sterbens wir erleben – ich kann es nicht erklären. Meine Gefühle verfinstern sich… Das sind Gefühle die in mir waren genau vor einem Jahr, hier an dieser Stelle, als ich versuchte mich durch mein erstes Geschriebenes in dieser Kolumne zu erklären. Ich sagte wohl folgendes: „Des Kalenders Blätter vergehen wie die Tage und erfreue mich an jedem mit Begeisterung. Doch an jenem 1. Tag im September ist meine Erregung am Äußersten. Denn dieser Tag ist der Tag des Friedens in der Welt. Ja, so begann ich mein Schreiben in OÅNzgür Gündem im letzten Jahr. Die Zeitung begann ebenfalls in diesen Tagen erneut herausgegeben zu werden. Dies ist auch von Bedeutung für mich. Sowohl begann eine Zeitung zu erscheinen, die sich in den Dienst des Friedens gestellt hatte, als auch ich in dieser Zeitung, als ein empfindsamer Künstler der Türkei, Artikel des Friedens schreiben wollte. Das war ein großes Glück im Namen des Friedens und der Brüderlichkeit… In diesem Zustand des Glücks durchlebte ich das Jahr und möchte mein Leben so fortführen. Aber wenn ich jetzt einen Blick zurück werfe: unseren im Namen des Friedens zurückgelegten Weg haben die, die ihn auch zurücklegen sollten in Wirklichkeit gar nicht beschritten. Wie ich

oben bereits sagte, sie spielen mit leeren Paketen, lassen mit ihnen spielen. Dabei ist doch diese sinnlose, untaugliche Arbeit auf dem Wege nach Europa unnötig verschwendete Zeit. Wobei! Wäre der Wunsch nach Beitritt zur Europäischen Gemeinschaft ein aufrichtiger, hätten auch die Schritte in diese Richtung aufrichtige sein müssen.


Diese Aufrichtigkeit hätte am Beispiel der Anerkennung der Rechte der Kurden, an Gewährung von mehr Freiheiten, an einem ersten Schritt zu einer demokratischen Lösung der Kurdenfrage demonstriert werden können. Dieser erste Schritt wiederum ist eine politische Generalamnestie, die keine Unterschiede macht…


Wer glaubt, ohne die kurdische Angelegenheit friedlich zu lösen in die EU zu gelangen, der irrt. Denn weder die Erholung der angeschlagenen Ökonomie, noch die Erhöhung der sozialen Standards auf europäisches Niveau, weder die Ägäisfrage noch die Zypernfrage, noch dies noch jenes- nichts ist so wichtig und gewichtig wie die Lösung der Kurdenfrage auf dem Weg der

Türkei nach Europa. Wenn keine Schritte in diese Richtung unternommen werden, nicht einmal ökonomisch oder sozial ist nichts mehr unmöglich, auch der Ausbruch eines neuen Krieges nicht. Zypern und die Ägäis sind diplomatische Angelegenheiten und lediglich in diesem Bereich wichtig. Die Grundlage für den Weg der Türkei nach Europa bildet also das Annehmen und Lösen der kurdischen Angelegenheiten. Das ist es. Deshalb sage ich fortlaufend Freundschaft, Frieden und Brüderlichkeit und werde darauf bis zum Ende bestehen. Dies und die „Konzerte für den Frieden“, mit denen ich die Bedeutung dieser Worte mit Praxis füllte, tue für eine glückliche Türkei und möchte es so verstanden haben. Ja und deshalb singe ich heut abend in Diyarbakir und am 3. September nach 20 Jahren Verbot in Hakkari, am 5. September in Izmir und am 6. in Mardin Lieder für den Frieden. Und diese Lieder zu singen, werde ich allzeit fortfahren. Was der Preis dafür auch sein soll, soll es so sein – ich werde bis zum Ende darauf bestehen!


Aus dem Türkischen von Steffen Riecke

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